08.-10.10.2010

5. Tour de Tirol

Die Tour de Tirol bietet alle Laufdistanzen, die ein (Volks-)Läuferherz begehrt: 10 Km, Halbmarathon und Marathon. Jeder Lauf hat seinen ganz eigenen Charakter. Der 10er ist ein klassischer Volkslauf, ein bisschen durchs Dorf, ein bisschen über Schotter und Wiesen und das Ganze umgeben von einer faszinierenden Bergkulisse. Der Halbmarathon führt flach um den See, also was zum richtig Gas geben, während der Marathon genau das Gegenteil ist, neben den 42 horizontalen Kilometern enthält er zwei vertikale Kilometer nach oben und einen nach unten. Der fehlende Bergab-Kilometer kann nach dem Lauf. je nach Verfassung. zu Fuß oder mit der Gondel ausgeglichen werden. Der 10er findet Freitag abends statt, der Marathon am Samstag und der Halbmarathon bildet Sonntag nachmittags den krönenden Abschluss. So hat der geneigte Läufer an einem Wochenende alle wesentlichen Laufdistanzen erledigt! Genau das Richtige für mich, denn für dieses Jahr stehen gerade mal zwei 10er auf der Haben-Seite, außerdem wartet der fünfte Marathon der Karriere sehnsüchtig darauf unter die Beine genommen zu werden.

Dank temporärer Wahlheimat in Oberbayern sind alle drei Etappen von der Haustür mit dem Auto zu erreichen. Außerdem dürften dank der nun zwei Jahre hier auch die Verständigungsschwierigkeiten mit den Tirolern auf ein akzeptables Maß reduziert worden sein. Ein bisschen anders klingt das Tirolerisch schon. So enthält deren Wortschatz den Laut “t” nicht (vergleichbar mit dem “st” bei den Schwaben) und sie verwenden Wörter, die im nichtbayerischen Deutschland eher selten vorkommen, so hieß es dann am Freitag vor dem Start: “Heuer fehld bei der Dur de Dirol der Jonathan Wyatt nachdem der die letzden vier Jahre dabei war.”

Apropos Jonathan Wyatt. Wer den siebenfachen Berglaufweltmeister nicht kennt, dem sei gesagt, der Neuseeländer hängt auch im Flachen den Großteil der Weltbevölkerung ab (indem er z.B. 10.000m unter 28min läuft). Seine einzige Konkurrenz bei der “Dur” waren letztes Jahr drei Kenianer. Das zeigt, dass die Veranstalter wirklich eine Laufveranstaltung mit allen Facetten bieten. Die Tour ist sowohl für Hobbyläufer als auch für Profis.

Wem alle drei Läufe zuviel sind, kann auch nur einzelne Etappen laufen. Davon haben letztes Jahr vor allem beim Marathon viele Gebrauch gemacht, da dieser gleichzeitig als Berglauf-Weltmeisterschaft ausgeschrieben war.

Tag 1: Alpbachtaler Zehner
Ausgerechnet heute gibt unser neuer Kollege (so neu ist er gar nicht, er ist schon über sechs Monate dabei) seinen Einstand. Das bedeutet um 9:15 Uhr bayerische Brotzeit wie sie im Buche steht: Weißwürstel, Debreziner, Semmeln, Brezen und Senf in diversen Abwandlungen. Die ideale Wettkampfvorbereitung…

Das Zentrum der Tour ist Söll im Skigebiet “Wilder Kaiser”. Beim Einsteigen ins Auto ist nur Hochnebel zu sehen, aber auf dem Weg Richtung Süden beginnt die Sonne zu drücken, die Wolken lichten sich und der Zahme und der Wilde Kaiser erstrahlen wie es schöner kaum sein könnte.

Das Startgeld liegt mit gut 2 Euro pro Laufkilometer für Nachmelder etwas höher als mir lieb ist, aber die Organisation, der Service, das Drum-Herum und so weiter rechtfertigen den Preis, wie sich später zeigen wird. Auch an Präsenten wird nicht gespart.

Das Zeitmesssystem ist interessant. Zwei Chips auf Papierstreifen, die an den Schuhen zu befestigen sind. Sie scheinen zwar ihren Zweck zu erfüllen, sorgen bei mir aber für eine gewisse Skepsis. Nja, schau’n mer mal.

Reith im Alpbachtal wird von den Veranstaltern als schönstes Blumendorf Europas betitelt. Ob es stimmt, sei dahingestellt, aber die Einheimischen haben durchaus was zu bieten.

Der 10er findet auf einem ca. 2 Km langen Rundkurs statt, der dank einer Gerade mit Wendepunkt zu einer 2,5 Km Runde gestreckt wird. Die Kulisse ist fantastisch.

Da die Startunterlagen in Söll bis max. 15:30 Uhr ausgegeben werden, bin ich früh dran. 14:30 Uhr in Söll. Dort noch ein bisschen getrödelt und kurz vor 16:00 Uhr bin ich schon in Reith. Es bleibt bis 18 Uhr genug Zeit um die Strecke schon einmal vorab unter die Lupe zu nehmen.

Punkt 18 Uhr fällt der Startschuss. Nja, das stimmt nicht ganz, das Ding hat Ladehemmungen. Deshalb stockt die Welle nach dem 3…2…1… plötzlich und es geht nochmal von vorn los: 5…4…3…2…1… und dann knallt’s. Cheffe Martin Kaindl hält das Startbanner hoch bis alle über die Startlinie gelaufen sind. In meinem Fall eher “geschlappt”. Wie üblich stehe ich wieder fast ganz hinten. Geplant ist heute ein lockeres Läufchen, vielleich um die 55. Der Vorteil des Hobbyläufers, die zehn Minuten, die heute verloren gehen, spielen kaum eine Rolle. Jede Minute, die aber heute zu schnell gelaufen wird, rächt sich an den Folgetagen um das x-fache.

So trabe ich locker dahin, stelle am Wendepunkt fest, dass ich heute so weit hinten in der Liste landen werde wie selten zuvor und muss kurz nach Eingang der zweiten Runde schon die Kenianer ziehen lassen. Die haben natürlich schon eine Runde mehr…

Es wird ein super lockeres Läufchen. Die erste Runde läuft noch etwas zäh, wird aber nach 14min passiert, genau im Plan. Während mein Schritt immer lockerer wird (eigentlich unvorstellbar, dass bei einem ehemaligen Mittelstreckenläufer der Schritt mit der Zeit lockerer wird), nimmt das Gekeuche der Mitläufer und vor allem der Überrunder immer mehr zu. Es sind nur ganz wenige, die ähnlich locker traben wie ich. Einer von ihnen ist Georg, vor Ort gibt er sich natürlich als “Schorsch” aus. In der ersten Runde laufe ich ihm hinterher, dann läuft er mir aber davon. Erst eingangs der letzten Runde bin ich wieder an ihm dran. Über die uns frenetisch anfeuernden Einheimischen (eigentlich feuern sie gar nicht uns an, sondern einen “Christian”, der sich offensichtlich in dem kleinen Grüppchen um uns herum befindet, sich aber auch auf Nachfrage nicht outen möchte) kommen wir ins Gespräch. Er ist aus dem Rheinland, zum ersten Mal hier dabei, hat aber schon ausreichend lange Trainingsläufe gemacht und damit den Marathon simuliert. 45 Kilometer mit 2.500 Höhenmetern entlang eines Flusses, das geht natürlich nur bei passender Umgebung. So was habe ich auch schon entdeckt für mich entdeckt, allerdings um einen See herum. Man nehme einen See, z.B. den Schliersee, der von ein paar Hügeln oder Bergen umgeben ist. Statt am Ufer entlang wird, wenn möglich, zur Seite abgebogen und man läuft bis ganz hoch bis man einen schönen Ausblick über den See hat. Ist man oben, läuft man wieder runter ans Ufer, schaut wie weit man ist und läuft wieder hoch zum nächsten Aussichtspunkt. Am Schliersee kamen da immerhin 20 Km mit 1.000 Höhenmetern zusammen. Das Ganze dauerte einmal 3 und einmal 3,5 Stunden, man will ja sowas auch genießen…

Dank des späten Starts laufen wir in einen herrlichen Sonnenuntergang. Die Veranstalter haben sicherheitshalber einige Strahler am Rand der Strecke platziert, aber dank des klaren Wetters ist es auch so noch hell genug. Nach gut 55 min laufen wir gemeinsam ein und verabschieden uns bis morgen.

Tag 2: Kaisermarathon von Söll auf die Hohe Salve
Ähnlich wie gestern hängt beim Einsteigen ins Auto zäher Nebel über dem bayerischen Voralpenland. Dieser lichtet sich heute erst deutlich hinter Kufstein. Dann aber reißt der Himmel auf, gibt den Blick auf unser heutiges Ziel frei und beschert uns Läufer wieder traumhaftes Laufwetter.

In Söll angekommen versuche ich die beiden Papierstreifen mit den Zeitmesschips von den Schuhen, die gestern zum Zuge gekommen sind, abzumachen und an dem designierten Paar für den heutigen Lauf zu befestigen. Heute sind natürlich die schwarzen Matschplatscher dran. Dabei passiert was passieren muss, “ratsch” und statt 4 Löchchen sind nur noch zwei intakt. Hab ich’s doch gewusst, dass ich dich kaputt kriege. “Tschuldigung hat jemand Tesafilm?” Ich entscheide mich diese Frage zu sparen, muss es eben mit zwei Löchern gehen.

Mit gepackter Tasche und in der Trainingsjacke geht’s vom Festzelt nahe der Bergbahn in die Dorfmitte zum Start. Es ist ziemlich frisch, trotzdem beschließe ich zunächst mal ohne Handschuhe und Ärmlinge zu starten. Die werden im Bauchgurt zusammen mit dem Foto platziert.

Im Startbereich ist schon eine Menge los. Als ich meine Tasche am Gepäcktransport abgebe, werden gerade die drei gestern siegreichen Kenianer vorgestellt, die natürlich auch heute die Topfavoriten sind.

Kurz vor dem Start kommt wie gestern Hansi Hinterseer zu Wort. Er spricht von “auffe” (tirolerisch für hoch), “brudahl” und “Huad oab” ehe dann der Startschuss erfolgt.

Wie üblich starte ich ganz hinten. Das Tempo ist locker, aber nicht gerade langsam. Zunächst ist eine rund 7 Kilometer lange Schleife rund um Söll zu laufen. Kurz vor Kilometer 3 trete ich kurz aus, werde von einer kleinen Gruppe überholt und finde mich an vorletzter Position wieder. Ein ganzes Stück hinter mir nur noch das Besenfahrrad mit einer Läuferin oder einem Läufer. Geschlecht ist aus der Ferne nicht zu erkennen.

Selbst schuld. Lahm losschleichen, austreten weil man wieder so viel Wasser davor gesoffen hat, Bildchen knipsen und sich dann beschweren, dass man ganz hinten dem Feld hinterherhechelt. Ist ja gut, ihr habt ja recht. Trotzdem passiere ich nach genau 25min den dritten Kilometer. So lahm ist das dann auch wieder nicht, vor allem wenn man bedenkt was noch kommt. Aber der Rest rennt schon wieder wie blöd oder ist besser vorbereitet als ich, wahrscheinlich beides…

Schön ist das Laufen in “Angebershirts”. Das bietet immer eine super Gelegenheit zum Anquatschen von Mitläufern. Ich selbst habe heute eins an, nämlich vom Albmarathon. Allerdings hat sich der Schriftzug “Schwäbische Albmarathon” ganz unauffällig hinter der Startnummer versteckt. Vor mir läuft einer mit “Thüringen Ultra”-Shirt. Ah, das ist doch der Lauf bei dem es pro gefinishtem Lauf ein Sternchen auf das Finisher-Shirt gibt. Dann schauen wir doch mal wie oft er den schon gelaufen ist.

Zwei Sterne schmücken das T-Shirt von Wolfgang aus Wiesbaden. Er ist passionierter Ultraläufer, hat schon Hundert-Kilometer, Hundert-Meilen und Etappenläufe gemacht. Der Lauf hier ist ihm eigentlich zu kurz und vor allem zu hektisch. Mit diesem Tempo (wir bewegen uns nur knapp über einem Sechser Schnitt im, nur für Tiroler, flachen Gelände) ganz hinten zu laufen beeindruckt bzw. schockiert ihn genauso wie mich.

Kurz bevor wir wieder nach Söll einlaufen, schließen wir auf Schorsch auf. Die Freude über das Wiedersehen ist groß, trotzdem bleiben wir nicht lange beisammen. Jeder sucht sein eigenes Tempo. Seins ist etwas höher als unseres.

In Söll herrscht nach wie vor Volksfeststimmung. Die Begeisterung der Tiroler für uns Lahme hier hinten ist beeindruckend.

Wolfgang strahlt Ruhe und Erfahrung aus. Er hat seinen ersten Marathon mit 24 gemacht und macht das nun seit 27 Jahren. Er hat aufgehört die Läufe zu zählen. Ich beschließe bei ihm zu bleiben.

Bei etwa Kilometer 10 laufen wir auf eine Dreiergruppe auf. Zwei sind Triathleten aus der Steiermark und kennen die Strecke vom Vorjahr. Da fielen sie aber dem schlechten Wetter zum Opfer und durften beim Hexenwasser bei Kilometer 38,5 nicht weiter laufen. Sie empfehlen Wolfgang einen 100 Kilometer-Lauf, der demnächst bei ihnen vor der Haustür stattfindet. Außerdem bringen sie uns eine passende Bezeichnung für das Gelände hier bei: “leicht kuppiert”. Es geht nämlich mittlerweile die ganze Zeit bergan, dann wieder ein bisschen bergab und dann wieder bergauf, an ein paar wenigen Stellen so steil, dass Gehen unumgänglich ist. “Für einen Tiroler ist das flach”. Jaja, das hatten wir schon mal.

Bergauf sind die drei schneller als wir, bergab werden sie aber immer wieder eingeholt. Sie wirken ziemlich locker und souverän, wollen das aber nicht zugeben, sondern stapeln lieber tief.

Bis ungefähr Kilometer 19 bleiben wir fünf mehr oder weniger zusammen, dann ziehe ich etwas an. Das Tempo ist mir ein bisschen zu langsam. Außerdem habe ich Angst vor dem zweiten Zeitlimit. Das erste Zeitlimit ist eigentlich harmlos. Start in Söll auf 698m, zunächst über besagte Schleife, dann durch das Tal ins 803m hoch gelegene Ellmau wo sich die Halbmarathonmarke befindet. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich, mal Asphalt, mal Wiese, mal Forstweg, mal schmaler Trail und das ganze im “leicht kuppierten” Gelände.

Für die erste Hälfte bis Ellmau sind 2h45 erlaubt. Die Schnellsten lassen sich dafür 1h15 Zeit, wir kommen nach gut 2h20 durch. Nun folgt der erste Berg über den Hartkaiser. Mit über 800m absoluter Höhendifferenz hat der Berg schon ein bisschen was zu bieten. Hinzu kommt, dass es im oberen Teil ständig hoch und runter geht, äh … “kuppiert” ist, und wir erst bei etwa Kilometer 31 den vorerst höchsten Punkt der Strecke auf rund 1650m erreichen. Anschließend geht es hinab mit einigen Gegensteigungen zum Hexenwasser (Kilometer 38,5 auf 1140 ü.N.N.). Für diesen zweiten Part sind gerade einmal 2h30 vorgesehen, d.h. “Cut-Off” nach 5h15.

Deshalb beginnt nun meine Aufholjagd. Nja, Jagd ist übertrieben, der Kilometerschnitt liegt nun oberhalb von 10min und statt fidelem Gehopse ist nun gemächliches Wandern angesagt. Ich hole wieder Schorsch ein und kurz darauf an einem steileren Stück eine Niederländerin, die sich japsend beschwert “In Holland we have no mountains, everything’s flat!”. Schorsch quittiert das mit einem Schmunzeln “but you have the wind”. Als Antwort kommt von ihr nur noch Keuchen. Sie hat ein Zermatt Marathon Finishershirt an. Auf die Frage ob Zermatt tatsächlich leichter sei, kommt natürlich wieder – ihr könnt es euch wahrscheinlich schon denken – japsen und schnaufen. Ein Mitwanderer holt uns in (verhältnismäßig) flottem Schritt ein. Wir unterhalten uns und sammeln einige Läufer, oder eher Wanderer, ein bis er meint “ich muss auf meine bessere Hälfte warten”.

Es geht raus aus dem Wald und wieder in die Sonne. Wäre es nicht Oktober, dann könnte das jetzt schon ziemlich unangenehm sind, so sind die Temperaturen aber auch am Anstieg in Ordnung. Immer wieder tut sich ein atemberaubender Blick auf den gegenüberliegenden “Wilden Kaiser” auf, der Namesgeber für das hier ansässige Skigebiet ist.

Ich überhole eine Frau. Mache ein paar Meter weiter eine Pause und knipse wie blöd das Panorama. Da meint sie von hinten kommend “Komm, ich mache ein Bild von dir, damit du auch wirklich da warst”. Iris ist eine sehr erfahrene Marathonläuferin aus NRW (180 Marathons, wenn ich mich recht erinnere und letzte Woche den Köln Marathon). Außerdem war sie hier auch schon dabei und macht hier regelmäßig Urlaub. Sie kennt den Lauf fast auswendig. Leider hat sich gestern eine leichte Erkältung bemerkbar gemacht, die ihr heute schwer zu schaffen macht. Ich bleibe bei ihr um ein bisschen von ihrer Erfahrung zu zehren. Sie meint zwar, dass ich nicht auf sie warten brauche, aber ihre Beschreibung der abschließenden 3 Kilometer mahnen mich zur Vorsicht.

“Aber ab dem Hartkaiser läufst du wieder”. “Na gut, dann hau ich halt ab.” Unsere Wege trennen sich dort tatsächlich, aber an laufen ist nicht zu denken, sondern erst mal an ausgiebiges Verpflegen. Es gibt reichlich, man kann ruhig zulangen, dann viel kommt ja hinter uns nicht mehr. Es dauert ein bisschen ehe ich mich von der “Labestation” (so heißt das hier) trenne, knipse noch und verfalle dann in einen lockeren Schritt bis zum nächsten Anstieg.

Es folgt ein super Trail. Ich schließe auf zwei Tiroler auf. Thomas und Jürgen sind der Wahnsinn. Sie laufen hier ihren ersten Marathon und sind noch völlig locker. Sie verbreiten eine super Stimmung. Bergab haben sie ein wahnsinniges Tempo drauf, das mir unmöglich zu halten ist, bergauf komme ich aber immer wieder ran. Wie gesagt das Terrain ist hier jetzt “kuppiert” immernoch mit ansteigender Tendenz. Trails wechseln sich mit Forstwegen ab.

Dann erreichen wir die Tanzbodenalm. Wir werden über die Terasse der Alm geleitet, mitten durch die Almbesucher, die jolen und klatschen. Der Moderator meint “doa rechds, doa goaht’s nachher no auffe”. Als ich meinen Kopf nach rechts drehe und Richtung Schlussanstieg schaue meint die Moderatorin “Na, lieber ned rüberschau’n” und das nicht ohne Grund.

Nach rund 32 Kilometern erreichen wir den vorerst höchsten Punkt, ab jetzt führt ein Forstweg relativ sanft bergab. Einige Läuferinnen und Läufer werden eingeholt. Hier ist das Feld endlich ein bisschen dichter, d.h. alle 50-100m ist jemand zum überholen. Die beiden Tiroler machen Tempo. Sie hängen mich immer wieder ab. Als ich mich wieder rangekämpft habe, meine ich “ihr solltet zum Tirol Speed Marathon, da geht’s die ganze Strecke nur bergab.” “Ja, das wäre was für uns.” “Da würden die Kenianer blöd schauen, wenn ihr loslegt.”

Nach 4h40 erreiche ich das Hexenwasser, also Kilometer 38,5, bin also 35min unter dem Zeitlimit. Hier beginnt der Lauf erst richtig. Wer hier schon komplett platt ist, hat kaum eine Chance das Ziel zu erreichen. Ein Mitläufer meint, wir werden wohl noch eine Stunde bis oben brauchen. Die Hohe Salve hat 1829m ü.N.N., sie liegt folglich 689 Meter über uns. Bis kurz vor Kilometer 40 ist der Anstieg nur sanft. Tirolerisches “sanft” natürlich, das heißt auf dem Vorfuß tippeln tut hier hinten keiner mehr, alle sind zu mehr oder weniger lustigen Wanderern geworden.

Das im Sonnenlicht strahlende Schild gibt als Wanderzeit 1h45 für die letzten 2,9 Km an.

Die Pisten hier sind rot bis schwarz. Bei Kilometer 40 habe ich die beiden Tiroler wieder. Sie legen aber nun auch ein Bergauf-Tempo vor, das es mir unmöglich macht zu überholen. Nja, Tempo vorlegen ist die falsche Bezeichnung, mühsam das eine Bein heben und ein paar Zentimeter weiter vorn wieder senken, dabei entweder auf den Boden oder auf die Gondeln, die sich direkt neben uns in deutlich flotterem Tempo bergauf bzw. bergab bewegen, schauen.

Der Abschnitt von Kilometer 40 bis 41 ist der härteste. Von der Lockerheit am Hexenwasser ist nichts übrig. Es geht einen schmierigen Graspfad hinauf. Die Steigung beträgt wohl 30-40%. Öfters fällt der Frage “Warum macht man so etwas wenn direkt daneben eine Seilbahn hochführt?” Was von mir mit der Story eines Kollegen quittiert wird, der bei Eis und Schnee im tiefsten Winter den Wendelstein hinaufstiefelte, um oben mit dem Kommentar eines Kindes empfangen zu werden “Papi, hat der Mann kein Geld für eine Fahrkarte?”.

Nach der vorletzten Labestation kurz nach dem Hexenwasser folgt die letzte Verpflegung bei Kilometer 41. Allein diese Tatsache spricht Bände. Es gibt Wasser, Iso, Cola, wie auch schon bei den letzten Stationen, Bananen, Riegel, erstmals sogar Schokolade und alles was ich übersehen habe.

Als ich wieder knipse, meint Thomas. “Damit du auch was davon hast” und macht ein Foto mit der Kulisse des Wilden Kaisers. Er wirkt noch recht locker und zieht uns nach oben.

Mittlerweile wird jeder halber Kilometer angegeben, also 40,5 und 41,5. Plötzlich wird es kurz flach, geht sogar leicht bergab. “Lasst uns laufen”. Ehe die Strecke wieder gnadenlos ansteigt. Der Einradfahrer, der uns kurz vor dem Hexenwasser schon einmal begegnet ist, kommt uns hier wieder entgegen. Es gibt also noch Verücktere als uns.

Dann endlich das 42er Schild. Die beiden fangen nochmal zu laufen an, bei mir geht das nicht mehr, keine Chance. Die letzten Meter sind nochmal richtig steil, damit ja keiner auf dem Zielfoto entspannt aussieht. Die beiden verfallen zwar auch wieder ins gehen, nehmen mir aber auf den verbleibenden 200 Metern noch über 30 Sekunden ab.

Der Empfang ist super. Eine Medaille um den Hals, viel Lob von den vielen Helfern, eine Rettungsdecke und sogleich kommt eine Helferin “Moagst a Bier”, drei davon hat sie in der Hand. “Na, danke”.

Ich muss erstmal zu mir kommen. Die Anstrengung, vielleicht in Kombination mit der etwas dünneren Luft, sorgen dafür, dass ich erst ein paar Minuten brauche. Es folgt beglückwünschen und gratulieren mit den beiden Tirolern, die mich in knapp 55min die 3,7Km hochgezogen haben und dabei gemeint haben ich würde sie schieben, von wegen…
Das heißt die Zeit des Zehners gestern entspricht dem des Schlussanstiegs. Die heutigen 55min hatten es aber wesentlich mehr in sich als der Lauf gestern. Aber selbst der Sieger benötigt für den Schlussanstieg 32min, die Zeit ähnlich wie sein 10er gestern.

Immerhin wurde aus Platz 239 in der männlichen Wertung am Hexenwasser noch Platz 224. Hätte ich mir für die letzten 3,7 Kilometer 10:50min mehr Zeit gelassen, hätte ich meinen Platz gehalten. Es braucht eigentlich nicht extra gesagt zu werden, dass die Abstände nun schon gewaltig sind. Schlussspurt überflüssig.

Ehe es zur Verpflegung und zum Abholen des Finishershirts bin ich bestimmt schon dreimal gefragt worden ob ich ein Bier möchte. Die Helfer sind fantastisch. Aber es kommt noch besser. Als ich ungelenk versuche das Finishershirt anzuprobieren und es endlich schaffe (es passt, zum Glück, wollte es jetzt nicht wieder ausziehen…) steht schon ein Helfer mit meinem Gepäck da und drückt es mir in die Hand und geht wieder zurück zum Gepäckausgabestand. Wow, so einen Service habe ich bisher aber noch nirgends ansatzweise erlebt.

Ich bleibe noch rund eine Stunde auf der Hohen Salve, genieße die Aussicht, das Ambiente (die “Touristen” haben sich zum Glück etwas abseits platziert, sodass wir Läufer die Aussichtsplattform für uns haben) und sehe noch wie Schorsch und später Wolfgang ins Ziel kommen. Beide bleiben noch deutlich unter dem Zeitlimit von 6h30. Insgesamt sind es nur sieben Läufer und zwei Läuferinnen, die den Lauf nicht beenden, insgesamt 267 Männer und 47 Frauen kommen oben an. Wobei die Veranstalter beim Thema Zeitlimit zum Glück sehr großzügig sind und am Hexenwasser noch Läufer durchlassen, die 15min drüber sind.

Auch mit dem Abbauen wird bis zuletzt gewartet. In der Gondel geht’s zurück ins gut 1100m tiefer liegende Söll. Der Läufer, der mir in der Gondel gegenüber sitzt, erzählt, dass er als letztes die Jungfrau und das Schilthorn-Inferno gefinisht hat, nicht den Halbmarathon sondern das ganze Inferno mit Schwimmen und zwei Radabschnitten. Es überrascht mich, dass hier nicht nur “reine” Läufer sondern auch viele Triathleten und Mountainbiker dabei sind. Als wir auf Finishershirts und Medaillen kommen, sind wir uns schnell einig, dass man von den T-Shirts mehr hat als von den Medaillen. Er meint: “Meine Kinder nehmen sich je 5 Medaillen, hängen sie sich um den Hals und spielen Kuh.”

Im Festzelt treffe ich wieder Wolfgang. Er isst Gulaschsuppe und freut sich, dass er heute abend nicht zum Mehr-Gänge-Menü mit den lahmen Rentnern im 4-Sternchen-Hotel muss. Die Bedienung der Helfer schlägt wieder alles was ich bisher bei Laufveranstaltungen gesehen habe. Kaum sitze ich, werde ich schon gefragt was ich denn gern hätte und kurz darauf bekomme ich auch schon ein Stück Kuchen gebracht. Kurz nach 18 Uhr (d.h. 7h30 Stunden nach unserem Start) beschließe ich aufzubrechen. Die Siegerehrung soll erst um 19 Uhr beginnen. Das ist mir dann doch ein bisschen zu spät. Es steht ja noch eine Etappe aus.

Tag 3: Kaiserwinkl Halbmarathon
Heute hält sich der Hochnebel tatsächlich bis zum Startort Walchsee. Um denselbigen geht es heute auch, und zwar vier Mal. Das Wetter ist natürlich schade, denn der Walchsee liegt herrlich, eingebettet von Bergen mit dem Zahmen Kaiser im Süden.

Interessant ist meine Stimmung. Ist ja nur noch ein Halbmarathon. Das Ding ist ja eigentlich schon gegessen. So schnell verschieben sich die Relationen. Dabei bin ich in der “Vorbereitung” (wenn man das was ich vor 9 Wochen, mit der Absicht die Tour zu laufen, begonnen habe) gerade zweimal ein bisschen mehr als Halbmarathon plus vielleicht eine Hand voll 20er gelaufen.

Auch die Parkplatzsituatuion hat was. Kurz vor 12 erreiche ich das Örtchen Walchsee und will erst meinen Augen nicht so recht trauen als ich die eine unendlich lang wirkende Autoschlange am Straßenrand stehen sehe. Halbmarathon ist eben doch was Besonderes. Ich passiere die Schlange, biege in eine Seitenstraße, die mit einem blauen “P” markiert ist, aber die bietet nichts Neues. Eine Schlange bis zum Ortsende. Ich parke mein Auto halb im Wald und stelle fest, dass es heute ziemlich frisch ist und beschließe nach einigem Überlegen heute im Langarmshirt zu laufen und die Handschuhe anzuziehen.

Auf dem Weg zum Start lichten sich tatsächlich die Wolken und geben erste Blicke auf die uns umringenden Berge frei. Wolfgang kommt angefahren, fragt ob ich fit bin und meint, dass wir heute ja 2h30 Zeit haben. Das Zeitlimit sollte trotz Vorbelastung machbar sein.

Im Startbereich treffe ich viele Bekannte von gestern. Iris ist noch kaputter als gestern, will aber die Tour trotzdem durchlaufen. Sie prophezeit mir eine 1h50, worauf ich entgegne, dass ich eher mit 2 Stunden rechne. Schorsch will noch eine 1h54 raushauen. Das muss sein, um die Tour unter 9 Stunden zu schaffen. Über solche Sachen habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.

Um 12:45 Uhr fällt der Startschuss zum “Junior Elite Race”. Die 10-13jährigen dürfen eine Runde um den See machen, die 14-17jährigen zwei Runden. Im Klartext heißt das, die Kleinen laufen 5 Kilometer und die Großen 10. 15 Minuten später dürfen wir ran. Zusammen mit Schorsch reihe ich mich im Feld ein, stelle aber zu meinem Erschrecken fest, dass wir irgendwo in der Mitte stehen. Da gehöre ich doch gar nicht hin. Außerdem habe ich mich nicht eingelaufen. Ich wollte lieber nicht wissen wie sich laufen anfühlt, sonst hätte ich mir das mit dem Halbmarathon vielleicht noch anders überlegt…

Der Startschuss fällt und ich passe mich auf den ersten Metern dem Tempo an. Es wird geschoben und der Ellbogen eingesetzt. Bäh, so ein Schmarn. Ich kenne das von früher, von den Bahnläufen wo es um Zehntelsekunden geht, aber hier im Mittelfeld bei einem halben Marathon hat das doch nichts verloren.

Die linke Achillessehne zwickt ein bisschen, aber das vergeht zum Glück schnell. Knapp zwei Kilometer dauert es bis sich der Körper an “schon wieder laufen” gewöhnt hat. Ich hole das Duo aus der Steiermark ein. Auf die Frage “und gestern GUT durchgekommen” bekomme ich die Antwort “nja, wir sind durchgekommen”. Die beiden wirken aber viel lockerer als sie zugeben wollen, Tiefstapler eben.

Die Strecke führt zuerst auf der Hauptstraße durch den Ort und biegt dann nach rechts auf einen asphaltierten Weg. Es folgt ein kurzer sanfter Anstieg. Ah, flache Strecke (steht so in der Tiroler Ausschreibung) entspricht außerhalb der tiroler Landesgrenzen einer “leicht kuppierten Strecke” wie wir gestern gelernt haben. Dann geht es wieder sanft hinab und wir laufen auf einem Schotterweg ziemlich nah am Walchsee entlang. Wieder auf Asphalt folgt die Verpflegungsstelle und die Strecke beginnt natürlich wieder ganz leicht anzusteigen. Die letzten gut 1,5 Kilometer gehen wieder leicht bergab in Richtung Ziel. Dort ist natürlich wieder Volksfeststimmung. Direkt dahinter ist die andere Verpflegungsstelle und es geht nochmal ganz kurz hoch.

Zugegeben, die Anstiege sind tatsächlich lächerlich, vor allem wenn man das mit gestern vergleicht. Aber wir Menschen sind ja anpassungsfähig und können nach einem 2.000 Höhenmeter-Bergmarathon über einen 10-Höhenmeter-Anstieg meckern.

Ende der ersten Runde pendelt sich mein Tempo auf minimal schneller als der Rest ein, d.h. das Überholen beginnt. Die erste Durchquerung des Zielbogens folgt nach 30 Minuten und ein paar wenigen Sekündchen, also voll im Soll.

In Runde 2 schließe ich auf Iris auf. Sie hat merkliche Probleme, meint “ich gehe gleich”, kämpft sich aber durch und finisht nach gut 2 Stunden den Halbmarathon.

Die Landschaft ist herrlich und die Runde abwechslungsreich. Innen immer wieder der Walchsee und um uns herum tiroler (bzw. im Norden und Westen auch ein bisschen bayerische) Bergwelt. Außerdem genau die richtige Anzahl an Zuschauern an der Strecke. Am Ziel und am Verpflegungspunkt ist was los. Der Rest der Strecke ist von kleinen Grüppchen und einzelnen Zuschauern gesäumt. Richtig Ruhe hat man nie, aber es ist auch kein ununterbrochenes Zuschauerband.

Ich glaube meinen Augen kaum als ich in Runde 3 einbiege und die Digitaluhr des Veranstalters gerade auf 58 Minuten springt. Zwar bin ich jetzt permanent am überholen, aber dass es so flott ist, hätte ich nicht gedacht.

Der Schritt ist locker, die Muskeln sind warm, nichts zwickt. Es passt alles. An der Seite meint eine Zuschauerin “der schwebt ja richtig”. Ja, so fühlt sich’s auch an. Aber, wie es im Leben mal so ist, es bleibt nicht so. Ende der Runde meint das rechte Knie zum ersten Mal “ich mag nicht mehr, mir reicht’s”. Ein leichter Schmerz stellt sich ein. Er bleibt zum Glück erträglich, variiert zwischen “spürbar” und “kaum vorhanden”, und so trossele ich das Tempo in den “spürbaren” Phasen leicht. Das Resultat, die dritte Runde ist noch einen Tick schneller.

Jetzt ist Schorsch in Sichtweite. Die 1h54 schafft der locker, mitte der letzten Runde habe ich ihn endlich: “Markus, du Schweinehund. Jetzt kommst du wieder!” Ich antworte: “Das klappt doch heute locker mit den 1h54. Komm, ich ziehe dich noch ein bisschen”.

Bis Kilometer 20 mache ich noch ein bisschen Tempo, dann reicht’s. Ultimo. Letzter Kilometer! Das ist jetzt der Abschluss, zum genießen. Die letzte läuferische Erinnerung an die Tour. Also nochmal erholen und locker hinab ins Ziel traben. Dank der leicht abfallenden Strecke geht das erholen schnell. Als ich auf die Zielrampe hinauflaufe springt die offizielle Uhr gerade von 1h49 auf 1h50. Wow, Iris Prognose stimmt exakt. Das war damit nicht mal der langsamste Halbmarathon der Karriere. Die letzte Runde war sogar deutlich unter einem 5er Schnitt, so ein Tempo bin ich ja schon lange nicht mehr gelaufen. Damit war das durchschnittliche Halbmarathontempo deutlich schneller als der 10er am Freitag. Da darf das Knie auch ein bisschen weh tun.

Im Ziel trifft man alle bekannten Gesichter wieder. Es folgt gegenseitiges gratulieren, abschließendes fachsimpeln und Abholen des Finishershirts. Im Rahmen der Abschlussveranstaltung gibt’s für jeden Tour-Teilnehmer eine Schüssel Pasta gratis und zur Überbrückung der Zeit bis zur Siegerehrung wird auf der Bühne Programm geboten, unter anderem mit einem Impressionenfilm der letzten drei Tage. Beeindruckend wie das so schnell zusammengeschnitten wurde.

Wie es nun mal so ist, bleiben die meisten noch ein Weilchen, schauen sich teilweise noch die Siegerehrung an, aber dann verlassen nach und nach die Teilnehmer die Veranstaltung und verabschieden sich entweder mit “bis zum Bergmarathon xy” bzw. “nächstes Jahr wieder, oder?”

Fazit
Die Tour de Tirol ist eine faszinierende Veranstaltung, eingebettet in eine traumhafte Kulisse. Das eingangs erwähnte Startgeld, das mich auf den ersten Blick ein bisschen nachdenklich gestimmt hat, wird durch die hervorragende Organisation, das Drumherum und die Präsente locker aufgewogen. Ich war bei allen Läufen ziemlich weit hinten und habe nirgends Probleme mit der Verpflegung oder der Orientierung gehabt. An den richtigen Stellen standen Streckenposten bzw. waren deutlich sichtbar Hütchen oder Schilder aufgestellt. Der Gepäckservice zur Hohen Salve ging reibungslos und auch der Rücktransport von uns Läufern mit der Gondel war kein Problem.

Sehr gut sind auch die Startzeiten. Der 10er am Freitag mit Start um 18 Uhr erlaubt auch weit entfernten am selben Tag anzureisen, d.h. es wird nur ein Tag Urlaub benötigt. Bei schönem Wetter wie diese Jahr bekommt man dazu einen traumhaften Sonnenuntergang inklusive. Start zum Marathon am Samstag ist erst um 10:30 Uhr, sodass man auch nach dem 10er ausschlafen kann. Einziger Haken bei der späten Startzeit am Samstag ist das Zeitlimit von 6h30, das vielleicht für den einen oder anderen Hobbyläufer ein bisschen knapp ist. Die große Party am Samstag abend im Festzelt in Söll kann man gut mitnehmen, da der Start zum Halbmarathon erst am Sonntag um 13 Uhr erfolgt.

Was man allerdings beachten sollte, der Marathon hat es schon wirklich in sich. Von allen Seiten habe ich gehört, dass dies der härteste Lauf des Mountain Marathon Cup ist (dazu zählen Liechtenstein-, Zermatt- und Jungfrau-Marathon). Ich kann nur sagen, dass die Strecke dieses Laufs mit Abstand das schwerste war was ich bisher gesehen habe. Der K42 in Davos ist ein Kinderspiel dagegen. Nach 38,5 Kilometern hat man deutlich über 1.000 Höhenmeter bergauf und bergab in den Knochen und dann kommt eben erst der eigentliche Anstieg, der auch von den Topläufern nur noch langsam tippelnd oder wandernd erklommen wird.

Zum Abschluss ein Blick auf die Beute. Im Startpaket fanden sich Startnummer, die beiden Papierstreifen mit Zeitmess-Chips, eine Packung Nudeln und ein Halstuch. Für alle Finisher des Zehners gab’s ein paar Handschuhe, für die Marathonvollender eine Medaille und ein rotes Finisher-Shirt. Die erfolgreichen Halbmarathonis wurden mit einer weiße Mütze beglückt und als Krönung für die Vollender der gesamten Tour ein T-Shirt mit riesigem “Finisher”-Druck auf dem Rücken.