Tanja Maier beim UUU – UltimativerUltimoUltra in Saarbrücken 17. oder eigentlich 18.12.21
Entstanden aus einem Scherz, einem Glas Wein zu viel und dem bereits bekannten Größenwahn…
Die Veranstalter nennen es die Bambini-Variante, denn eigentlich ist es ein 100 km Lauf von Saarbrücken nach Konz, doch für die Bambini – die Küken – gibt es ein Zwischenziel in Merzig bereits nach 55km. Die Distanz an sich ist ja schon eine Herausforderung, das Ganze aber mit Start nachts um 12 im Winter…
Naja, kann man schon mal machen. Und so stehe ich also Freitagnacht um viertel vor 12 der Winter uns gnädig bei angenehmen 4 Grad plus mit 3 befreundeten Läufern in Saarbrücken. Kein Riesen-Event mit Halli Galli, nur ca 50 Teilnehmer, keine laute Musik am Start, nur ein Runterzählen ohne Mikrophon 3 – 2 – 1 – ein Klatsch in die Hände – Start! Und dennoch mit allen Endorphinen eines Laufes mit Startnummer. Ganz ohne Zeitziel (schließlich könnten wir auch schneller ). Nur neugierig ob der Herausforderung sehr lange zu laufen anstatt zu schlafen, ging es also gemeinsam los, fröhlich plaudernd durch Saarbrücken immer an der Saar entlang, raus aus der Stadt, vorbei an der nie schlafenden stets erleuchteten Industrie mit olympischem Feuer und dickem Rauch aus noch dickeren Schornsteinen, beleuchtet vom uns treuen Mond.
Bei Kilometer 30 wurde es dann etwas zäh und wir sehnten uns nach der Verpflegungsstation bei km 36. Dort gab es dann um 3.33 Uhr warmen Tee und großartigen Marmorkuchen, für den, der wollte auch noch heiße Brühe, Kaffee, Iso, Salami, Käse, Kekse und weitere Leckereien. Um nicht auszukühlen spazierte ich schnell weiter und fing dann auch bald wieder an zu traben und dann groove ich mich wohl irgendwie ein und war allein mit dem Mond ohne Stadt, ohne Industrie – nur Licht durch die eigene Lampe umringt von Dunkelheit. Immer mal wieder sehe ich ein rotes Rücklicht eines Läufers, zu manch einem laufe ich auf, grüße, frage, ob alles in Ordnung ist und behalte meinen Rhythmus. Und so stelle ich fest, dass ein Lauf immer geradeaus in der stillen Dunkelheit etwas ganz Besonderes ist. Irgendwie hat es etwas meditatives.
Tap tap tap tap – Schritt für Schritt – nur einen Fuß vor den anderen – immer weiter und weiter.
Und ich fühle mich geerdet. Und genau das hilft der Erschöpfung Stand zu halten, weiter in Rhythmus und Tempo zu bleiben. Ich teile die verbleibenden Kilometer ein in kleine Etappen – mentale Etappenziele.
Und dann erscheint plötzlich wieder ein Licht. Und es ist eben kein rotes Rücklicht, sondern die nächste Verpflegungsstelle und damit mein Ziel. Und so passiere ich meine Ziellinie und werde empfangen und beglückwünscht von Helfern und anderen Finishern und von denen, die sich stärken um weiter durch die Nacht zu laufen – ohne großes Tamtam und dennoch mit so vielen Emotionen. Der Streckenchef hängt mir meine Medaille in Form einer goldenen Zange um und ich bin in aller Stille unheimlich glücklich, stolz und sehr sehr dankbar.
Frauen, 55km
2. Tanja Maier 5:39:26